Ein Gutschein der besonderen Art…

Anfang Dezember 2016. Wie in den Vorjahren läuft die Aktion „Fliegenfischer mit Herz für krebskranke Kinder.“ Die Initiative von Detlef Henkes ist uns ans Herz gewachsen. Wir beteiligen uns jedes Jahr mit einer Sachspende und 2016 wurde von mir auch mitgeboten. So kam es zum „Gewinn“ von Los 8. Ein Wochenende mit Guiding an Nette und Pommerbach bei Andreas Frey in der südlichen Eifel. Am vorletzten Aprilwochenende wurde der Gutschein eingelöst. Ein Bericht zu einem besonderen Wochenende.

11. Dezember 2016
Über Ebay erreicht mich die freudige Nachricht über den „Gewinn“:

„Hallo Jan Pieter,

gratuliere zum Zuschlag bei Los 8! Laß dir gesagt sein…..die Nette ist ein klasse Bach, der sehr liebevoll bewirtschaftet wird und Andreas, der Stifter des Preises, ist als Gastgeber einsame Spitze!!! Es kann sein das er sogar die ein oder andere „Zusatzleistung“ einbaut. Versprechen will ich da aber nichts. Laß dich einfach überraschen!!! Als Guide ist er auf jeden Fall absolut spitze.

liebe Grüße

Detlef“

Das verspricht einiges. Die Kontaktaufnahme mit Andreas erfolgt schnell. Wir schreiben ein wenig hin und her. Der Termin ist schnell gefunden. Am 22. und 23. April soll die Party steigen! Da der Gutschein für 2 Personen gilt, frage ich Robert ob er Lust hat mitzukommen. Der lässt sich nicht 2 Mal bitten und so machen wir uns am Samstag Morgen gut gelaunt auf dem Weg Richtung Ochtendung.

Die Reise verläuft angenehm, obwohl es auf der A61 zu einem höheren Verkehrsaufkommen kommt, denn die niederländischen Nachbarn haben Ferien und entsprechend ist die Anzahl an gelben Nummernschildern und viele PKW mit Wohnwagen. „Jan Kaas auf Safari“ eben. Als es dann auch noch anfängt zu regnen, trübt sich die Stimmung kurz ein, aber ein Blick auf den Radar zeigt uns, dass es nur vorübergehend ist. Ach ja, kalt ist es auch noch. Eigentlich zu kalt für die Jahreszeit. Naja, nehmen wie es kommt, sagen wir uns, immerhin besser als arbeiten.

Bei Ankunft werden wir von Andreas und seiner Frau Sylvia herzlich begrüßt. Nach kurzem Austausch und einer leckeren Tasse Kaffee, geht es direkt an das erste Ziel unseres Wochenendes: die Nette.
Auf dem Weg zum Ziel – Trimbs – zeigen sich erste Lücken in der dichten Wolkendecke. Andreas Befürchtung, dass es Sturm und Regen geben wird, scheint grundlos. Die Stimmung wird entsprechend besser.
In Trimbs angekommen schlüpfen wir in unsere Watklamotten und gehen die Nette erst mal ein Stück stromab. Leider ist wenig Wasser im Bach und es wird sich zeigen, dass das sehr klare Wasser und die Nachtfröste, die es noch in der Woche gegeben hat, uns erst mal vor eine Herausforderung stellen.

Die Nette ist ca. 3 bis 5 Meter breit und sehr abwechslungsreich. Flache Rieselstrecken wechseln sich mit tieferen Rinnen und zahlreichen Gumpen ab. Klar, dass man am Anfang der Saison, die Gumpen und tieferen, schnelleren Rinnen erstmal anvisiert. Zumal bei Niedrigwasser es sowieso klar ist, dass die Fische die geschützten Stellen aufsuchen. Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es dann doch anders aus.

Sauber präsentieren ist ein Muss.

Andreas wird uns an beiden Tagen guiden und führt uns zur Untergrenze der Strecke. Robert geht einige hundert Meter stromauf. Ich knüpfe eine Quillnymphe mit silberner Perle an mein Vorfach und versuche mich auf die Bedingungen einzustellen. Leider bleiben meine Versuche erst mal ohne Erfolg. Robert entscheidet sich für eine kleine Goldkopfnymphe und verhaftet 2 kleinere Forellen. Ansonsten tut sich bis zu unserer Pause nichts.

Zurück am Auto stärken wir uns. Robert meint, es ist auch Zeit für einen „Motivator“ und kramt den Flachmann mit Hennessy hervor. Mein Motivator fürs Wochenende ist ein Glenrothes und wir genießen das mittlerweile immer schöner werdende Wetter. Andreas meint auf einmal er hätte einen Fisch steigen sehen, und überhaupt müsse er uns beweisen, dass sich in der Nette Forellen befinden und wir gehen auf die alte Trimbser Brücke. Der Blick von oben liefert zumindest den Beweis: die Fische sind da! Wir machen einige Forellen aus und tatsächlich steigt auch mal eine. Schneller als ich gucken kann, ist Robert schon verschwunden und schleicht sich vorsichtig von hinten an.

An der alten Trimbser Brücke.

Wir können das Schauspiel von der Brücke aus beobachten. Die Trockenfliege bringt (noch) nicht den erwünschten Erfolg, aber nachdem er auf Anraten von der Brücke eine leichte Fasanenschwanznymphe anknüpft und diese direkt unter der Oberfläche führt, lässt sich die eine oder andere Forelle aus ihrem Unterstand locken und wir sehen, wie die Forellen die Nymphe nehmen. Leider sehen nur wir es, denn Robert nimmt aus seiner Position die Bisse nicht wahr, so schnell spucken die Fische die Fliege wieder aus. Erneut steigt eine Forelle und ich löse Robert ab. Ich habe die Zeit genutzt meine Montage umzubauen und präsentiere eine Mercer‘s Missing Link (hier klicken für die Bindeanleitung). Zwar werde ich an der Brücke nicht mit einem Fisch belohnt, aber nachdem wir die Brückenseite gewechselt haben und weiter stromauf gehen, steigt schon schnell eine kleine Forelle ein.

Diese Forelle konnte die Missing Link nicht widerstehen.

Ist der Bann gebrochen? Es scheint so, denn in der Folge kann ich noch 4 weitere Forellen verhaften. Das richtige Muster scheint gefunden zu sein. Robert schnappt sich auch noch eine, experimentiert aber in der Folge mit einigen weiteren Trockenmustern, die kategorisch abgelehnt werden. Schon krass, wie wählerisch die Fische an diesem Tag sind. 
Bis zum Aufbruch verleben wir eine angenehme Zeit und bekommen einen guten Eindruck der Strecke, die sich bei besseren fischereilichen Bedingungen bestimmt noch anders präsentiert. Auf dem Weg zurück zum Auto herrscht trotzdem Zufriedenheit. Trocken ist doch am schönsten, obwohl wir uns natürlich schon unsere Gedanken machen, ob wir mit der Nymphe nicht noch erfolgreicher gewesen wären.

Am Abend werden wir von unseren Gastgebern richtig verwöhnt. Mufflonkeule mit Rotkohl und Kartoffeln, Vanillepudding mit Rabarber, einige Kaltgetränke und einige feinen Whiskys runden einen rundum gelungenen ersten Tag ab. Sonntag geht es an den Pommerbach…

Links geht es lang!

Die nächtliche Ruhe hat uns gut getan und nach einem reichhaltigen Frühstück brechen wir Richtung Mosel auf. In Pommern biegen wir ab und fahren durch den malerischen Ort bis wir einen Parkplatz etwas außerhalb des Ortes erreichen und unser Gerät fertig machen.

Sonntag Morgen. Robert und Andreas bei den Vorbereitungen.

Heute ist richtiges Indianerfischen angesagt. Der Pommerbach ist schmal, in der Regel 1 bis 2 Meter breit, von Bäumen und Sträucher gesäumt und richtig naturbelassen. Entsprechend groß die Herausforderung. Ich glaube nicht, dass wir hier heute 5 Überkopfwürfe machen werden. Das hier ist Rollwurfland!

Vorsichtig ranpirschen, sauber präsentieren.

Auf Grund des niedrigen und glasklaren Wassers werden wir heute richtig für unsere Fische arbeiten müssen. Aber diese Herausforderung nehmen wir gerne an! Und so machen wir uns auf den Weg um uns Stellen auszugucken, wo wir mit kleinen Nymphen die Forellen aus den Unterständen locken können. Ausgespülte Kurven, Wurzelwerk, die Ausläufe schnellerer Strecken, die etwas tieferen Gumpen… Möglichkeiten gibt es genug, aber… man muss geduldig sein, durchhalten und vor allen Dingen vorsichtig. Teilweise schleichen wir uns auf die Knie an, ducken uns um bloß nicht gesehen zu werden und werfen aus 5 bis 7 Meter die Stellen an. Näher dürfen wir nicht kommen! Verhaust Du einen Anbiss, kannst Du die Stelle abhaken. So einfach ist das unter diesen Bedingungen!

Naturbelassen und herausfordernd.

Einen Blick unter einigen Steinen zeigt uns, dass Bachflohkrebse reichlich vorhanden sind und so wundert es nicht, dass Robert schon schnell mit genau diesem Muster einige Forellen fangen kann. Keine Riesen, aber wunderschön gezeichnet und vollkommen wild. Vor allem die wunderbare rote Färbung der Flossen beeindruckt uns sehr.

Leuchtende rote Flossen. Wunderschöne Fische.

Das Wasser der Pommer ist eher kälter und das Nahrungsaufkommen aus diesem Grund nicht so hoch. Eine dreijährige Forelle hat gerade mal um die 20 cm, erklärt uns Andreas, und wenn man hier eine Forelle von 30 cm erwischt, ist es schon ein Kapitaler! 
Davon sind wir heute aber aufgrund der Bedingungen weit entfernt.

Die Wildschweine haben am Ufer gewuchert. Den Forellen scheint es nicht zu stören.

Auch ich schaffe es mit einer Pheasant Tail einige Forellen zu fangen, aber ganz ehrlich… das Angeln wird am Pommerbach zur absoluten Nebensache. Die Natur ist überwältigend. Mit jedem Meter, den wir stromauf gehen, wird die Landschaft wilder. Wir kommen an Stellen, wo die Wildschweine gewuchert haben, sehen einen Rotmilan, Gebirgsstelze, Spuren anderer Tiere, kurz: es wird zum richtigen Outdoorerlebnis, die Kletterei über umgefallene Bäume und Äste inklusive. Einfach genial!

So kann es weiter gehen!

Andreas besitzt mit diesem Gewässer (und auch mit der Nette) ein absolutes Kleinod, das er mit Liebe hegt und pflegt und wo die Zeit wie im Flug vergeht. Irgendwann müssen wir aufbrechen, wohl oder übel. Aber der Pommerbach wird uns wieder sehen, denn es schreit nach Wiederholung.

An dieser Stelle noch ein Dankeswort an Andreas und Sylvia. Es ist bestimmt nicht selbstverständlich, was hier geboten wurde. Die Herzlichkeit, womit wir empfangen wurden, die Gastfreundschaft während der beiden Tage und das tolle Guiding von Andreas, machten dieses Wochenende zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Da lohnt es sich bei der Versteigerung der Lose mitzubieten, denn so etwas erlebt man nicht alle Tage. Womit ich noch mal zur Aktion von Detlef Henkes zurückkehren möchte. Im letzten Jahr kam eine Rekordanzahl an Lose „unter dem Hammer“. Es kam auch eine beträchtliche Summe für den guten Zweck zusammen. Aber, wenn man das Verhältnis sieht, zwischen dem symbolischen, teilweise auch realistischen Wert, von dem was angeboten wird und das was teilweise geboten wird, kommen mir teilweise die Tränen. Vielen scheint nicht bewusst zu sein, dass es sich hier um ein Wohltätigkeitsaktion zugunsten kranker Kinder geht. Das sollte im Mittelpunkt stehen und nicht das Schnäppchen jagen! Wenn man dann in Betracht zieht, welche Unmenge an Arbeit Detlef mit der Aktion hat (völlig uneigennützig) und das was Spender wie Andreas (und natürlich seiner Frau Sylvia) mit einbringen, ist es enttäuschend zu sehen, dass das teilweise nicht honoriert wird. Leute, das sollte sich ändern, denn Ihr tut was gutes und kriegt verdammt viel gutes dafür zurück. Das haben wir am eigenen Leibe erfahren! Jungs, weiter so!

P.S. Danke an Andreas Frey für das Tragen meines Rucksacks an beiden Tagen und für die Bilder, die Du während unseres Aufenthalts gemacht hast.

  1. Sehr schöner Bericht und rührendes Schlusswort! Da freut man sich doch über zufriedene Teilnehmer an „Fliegenfischer mit Herz“ doppelt so stark! Habe ich zuviel versprochen? Ich denke nicht!

  2. Lieber Detlef, man muss gerade was die Aktion betrifft, es einfach mal auf den Punkt bringen und seiner Meinung Kund tun. Ich sehe das so und ich hoffe, dass die Leser es auch so sehen und entsprechend bei der kommenden Aktion ihren Beitrag dazu leisten, dass sich der Erlös noch weiter steigert!

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