Mitte April. Beruflich am Freitag in Hamburg unterwegs, da liegt es nahe, am Wochenende an die Küste zu fahren. Mit Kumpel Matthias zwar lange und auch länger im voraus geplant, stellt sich heraus, dass uns aus unterschiedlichsten Gründen nur 48 Stunden bleiben… da muss schon alles perfekt laufen.
Der Fisch der 1.000 Würfe. Die Meerforelle zieht mich immer wieder in ihren Bann. Leider konnte ich in den letzten Jahren weniger oft raus als ich wollte. Als sich nunmehr die Gelegenheit bot, musste ich gar nicht lange nachdenken. Matthias und ich wollten immer schon ein paar Tage los und nun sollte es endlich mal passen. Eigentlich wollten wir nach Dänemark hoch, aber für 2 Tage lohnte es eher nicht, also ging es an die deutsche Ostseeküste. Und nun galt es, das Beste draus zu machen.
Die Vorbereitung ausnahmsweise mal perfekt… Im Vorfeld bei Marian einige Fliegen bestellt. „Stell mir doch mal ein fängiges Sortiment zusammen, gerade für jetzt…“ … „Moin Jan, hiermit solltest Du die Küste rocken, Alter…“ Alles klar! Frei nach Max Mutzke… „Die Schnüre gepflegt, die Ruten gecheckt, alles gepackt, das ist mal perfekt…“ … konnte es losgehen.
Wohin? Die Lokalmatadoren hatten schon nichts Gutes zu melden. Die ganze Woche schon wenig Aktivität und wenn, dann nur auf Blech… Hmmm, nicht gerade das, was man hören möchte. Zugegeben, die Spinnrute lag auch im Auto (will ja nicht päpstlicher sein als der Papst) und für den Fall bereit, wenn wir keine andere Wahl hätten. Heißt: entweder des Windes wegen, oder eben wenn die Fische weiter draussen stehen sollten und wir kein vernünftige Chance hätten mit der Fliege ranzukommen.
Freitagsabends Stellen ausgesucht. Am Samstag sollte es nach Behrensdorf gehen. Dort angekommen haben wir uns erst mal die Stellen angesehen. Keine Angler da. Ein Vorzeichen? Der Wind von links über die Schulter. Für uns Linkshänder nicht optimal, aber in den ersten Stunden ging es. Ich bevorzuge eine Slow Intermediate Schnur, wo ich ein Airflo Polyleader Hover in 8′ einschlaufe, am Ende ein Stück Fluorocarbon in 0,25mm. Als Muster kommen Pattegrisen, Marian’s Salwasserstreamer und eine Magnus zum Einsatz.
Von der Struktur eine wunderschöne Stelle. Eine erste Sandbank, dann Krautfelder, gefolgt von einer nächsten Sandbank, die wir aber nicht erreichen können. Aber von Aktivität keine Spur. Matthias hat einmal Kontakt auf Blech. Das war es. Im Wasser auch nichts zu erkennen. Mittags zog der Wind so stark an, dass Werfen mit der Fliegenrute zwecklos war. Da aber auf Blech auch nichts lief, hieß es zum Ende des Tages 1:0 fürs Meer. Enttäuscht? Keineswegs. Man weiß es eben und die Hoffnung stirbt zuletzt. Morgen ein neuer Tag…
Am Sonntag zog es uns nach Neustadt. Das Wasser hatte sich über Nacht stark zurückgezogen und somit konnten wir geschätzte 80 Meter in die Ostsee reinlaufen, ohne auch nur bis zur Mitte im Waser zu stehen. Hier waren zumindest mehrere Angler unterwegs, die aber allesamt Schneider blieben. Dabei sind die Stellen auch hier sehr vielversprechend.
Auf Grund des niedrigen Wassers konnten wir uns einen richtig guten Blick verschaffen. Bei „normalen“ Bedingungen sind die ersten 50 Meter bestimmt eine erfolgsversprechende Stelle. Die Sonne strahlte zeitweise vom Himmel, der Wind kam von hinten und ärgerte uns nicht so, wie am Tag zuvor. Eigentlich perfekte Bedingungen. Aber halt nur eigentlich. Egal, was wir versuchten, es durfte dieses Mal nicht sein.
Aber von Enttäuschung konnte auch am Sonntag keine Rede sein. Auch wenn ich meinen Söhnen nicht erklären konnte, warum Papa nichts gefangen hatte (… wenn der Große mit Opa Angeln geht, fängt er nämlich immer was…).
Aber das ist doch, was das Fischen auf Meerforellen ausmacht: nie zu wissen wann und ob was passiert, schöne Stunden am Wasser zu verbringen in guter Gesellschaft. Auf einem Stein zu sitzen und zu beobachten, wie die Vögel bei ihrer Suche nach Nahrung immer wieder ins Wasser eintauchen. Dabei mal über nichts nachzudenken und ein Bier zu genießen, sich auszutauschen, zu schwärmen von früheren Ausflügen und schon mal anzufangen, sich Gedanken über die nächste Tour zu machen, denn die kommt bestimmt.
Bis dahin erfreut man sich an den Fängen der anderen. Oder an tollen Videos, wo man wieder sieht, wie es auch sein kann. Vor ein Paar Tage erschien zum Beispiel eine neue Folge von FLY TV auf Kanalgratisdotse, wo Steffan Jensen mit Claus Eriksen auf Fünen auf der Suche nach „Springtime Silver“ waren und auch fanden… Sehr sehenswerte und tolle Aufnahmen, die schon wieder motivieren für ein nächstes Mal. Denn ein nächstes Mal wird es wieder geben, da offene Rechnungen beglichen werden müssen. Ostsee… „I’ll be back!“.